Bis vor kurzem war ich Kunde einer Berliner BMW-Vertragswerkstatt, in der auch die offiziellen Eskortenmaschinen der Feldjäger der Bundeswehr gewartet und repariert werden. Mit einiger Faszination stand ich dort in regelmäßigen Abständen auf dem Werkstattparkplatz, und habe mir die großen RTs mit Behördenausstattung angeguckt. Anders als die 900er-Boxermodelle der Polizei haben die Kräder der Feldjäger den 1150er, beziehungsweise 1200er-Serienhubraum.
Vor einiger Zeit hatte ich mal gehört, dass die Feldjäger ihre Fahrer für die Eskorte selbst ausbilden und dazu am liebsten Leute ohne Motorradführerschein nehmen. Der Grund dafür sei, dass man sicherstellen wolle, dass niemand schlechte Angewohnheiten aus seinem bisherigen Motorradleben mitbringt und z.B. bei der Eskortenfahrt an der Spitze des Keils überraschend einen Wheelie poppt. (Wobei ich das im Grunde genommen sogar ganz toll finden würde. So als Zeichen der Ehrerbietung für Staatsgäste.)
Wie sich jetzt herausgestellt hat, ist das aber großer Quatsch, das mit den schlechten Angewohnheiten. Ein Vertreter eines Berliner Feldjägerbataillons erklärte mir kürzlich, dass es in Wirklichkeit sogar anders herum wäre, dass sie Leute mit vorhandenem Führerschein sogar lieber nehmen würden, das erspare auch der Bundeswehr nennenswert Zeit und Geld. Aber wer sich nicht benehmen könne, würde natürlich trotzdem ruckzuck rausfliegen.
Seit 2013 werden die Anwärter auch auf BMW G650GS Behördenmodellen ausgebildet, die ich mir letztes Jahr ansehen konnte. Der einzige Unterschied zur Serie besteht meines Wissens in den verwendeten Speichenrädern, sonst hat das Modell Gußfelgen (bis auf die Sertão). Plus die schicke Lackierung in Bronzegrün. Wer weiß, was BMW dafür wieder berechnet!
Im Eskortendienst selbst kommen ausschließlich die großen RT-Modelle zum Einsatz. Fürs Gelände gab oder gibt es wohl 400er KTMs, und die alten 125er Herkules der Truppe kennen sicher auch noch viele.
Rund 27000 Euro kostet so eine RT mit Behördenausstattung (Blaulicht, 2 Batterien + Lichtmaschine, Funk und Sprechanlage). Stolz sei man auf die Möglichkeit, neuerdings direkt mit dem Helmmikro Durchsagen machen zu können, das sei lange nur mit dem Mikro im Bürzel möglich gewesen. Bluetooth-Verbindungen und dergleichen seien aber noch Zukunftsmusik, das sei alles noch kabelbasiert. Wenn bei der Bundeswehr etwas neu angeschafft würde, müsse es 100 Jahre halten, das erschwere manchmal Innovationen, so mein Gesprächspartner.
Auch wenn sie stärker motorisiert seien, als ihre Kollegen bei der Polizei, würden die Feldjäger auf deren Sitzheizung schielen, die gäbe es bei der Truppe nämlich nicht. Nur Griffheizung.
Zwei Frauen unter 45 Männern gibt es beim Berliner Feldjägerbattaillon 350. Als Polizei der Bundeswehr sind sie für alle möglichen Geschichten zuständig, KFZ- und Geschwindigkeits-kontrollen, Eskorten für Bundesregierung und Staatsgäste, Personenschutz und vieles mehr. Auch die Absicherung von Geld- oder Munitionstransporten gehört zu ihren Aufgaben. Sonderlich beliebt sind sie in der Truppe offenbar nicht, sagte man mir. Vielerorts sei sogar noch der aus dem Dritten Reich stammende Begriff Kettenhund gebräuchlich. Damals trugen die Feldgendarme der Wehrmacht und der Waffen-SS eine Metallene Plakette um den Hals.
Im Berliner Regierungsviertel und in Tiergarten gehören die Eskorten der Feldjäger zum Strassenbild. Sonst gibt es sie in Deutschland so nur noch in Bonn. Dort soll der Dienst aber auf absehbare Zeit eingestellt werden.
Ach und weils so schön dazu passt:
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