Teil 9: Hoher Einsatz

 

Während des gesamten nächsten Tages ist die Strecke wenig abwechslungsreich. Wir durchfahren die schier endlose Ebene zwischen Hohem Atlas und Djebel Saghro. Einzig die mäandernden Schleifen der N9 nördlich von Agdz schaffen etwas Abwechslung.

 


Gegen Abend halten wir wie die Erdmännchen Ausschau nach einem Platz für die Nacht…

 


… und werden schließlich im kleinen Örtchen Tasla fündig.

 

Der Campingplatz ist eigentlich ein bewässerter Olivenhain mit einem Campingplatzschild davor. Ein alter Mann, der eben noch mit den Bäumen beschäftigt war, begrüsst uns freundlich auf Arabisch. Als er merkt, dass wir seiner Sprache leider nicht mächtig sind, und er offenbar auch nicht der französischen, zückt er kurzerhand ein Handy und verbindet mich mit seinem Sohn, der mit mir am Telefon die Formalitäten klärt. Wie so oft auf marokkanischen Campingplätzen gilt auch hier wieder: dis-dis-dis, also zehn-zehn-zehn Dirham jeweils für Mensch-Maschine-Zelt. Das sind zweieurosiebzig pro Nase.
Kurz bevor wir unsere Zelte aufschlagen, was immer eine große Aktion ist, weil jeder den besten, schattigsten, plansten und steinchenfreisten Platz haben will, fragt Sebastian den alten Mann panthomimisch, ob wir nicht auch in seinem bereits errichteten Nomadenzelt schlafen könnten. Dürfen wir! Hurra!

 


Heute Nacht wirds orientalisch!



Nach dem Essen holen wir erstmals Behrangs Pokerkarten aus dem Gepäck.


Auf seine Forderung, um Geld zu spielen, da man es sonst auch gleich lassen könne, gehen wir als unerfahrene Spieler nicht ein, und einigen uns stattdessen auf ideelle oder geldwerte Einsätze. In der ersten Runde (die ich gewinne) geht es um eine Tankfüllung Sprit; der Sieger der zweiten Runde (die Stefan gewinnt) ist King-for-a-day und wird von den anderen einen Tag lang gehudelt und bedient. (Im weiteren Verlauf unserer Reise werden wir uns noch viele andere Einsätze einfallen lassen, die allesamt besser sind als simples Geld. Zum Beispiel: Der Gewinner darf sich ein Lied wünschen, dass die anderen für ihn im Chor singen, aber richtig. Oder direkt im Anschluss: Der Gewinner muss nicht mitsingen. Oder: Der Gewinner wird königlich geweckt. Oder so naheliegende Sachen wie: Die beiden ersten Verlierer müssen abwaschen. Oder: Die beiden ersten Verlierer müssen Pizza holen gehen. Den diesbezüglich finalen Gipfel stellte aber wohl der Einsatz unserer letzten Runde auf der Fähre nach Europa dar. Dort mussten die drei Verlierer, lediglich mit einen Unterhose bekleidet, über einen Gang auf dem Kabinendeck flitzen. Angesichts überwiegend muslimischer Passagiere eine delikate Sache. Und natürlich hat Gewinner Behrang es sich nicht nehmen lassen, uns dabei zu filmen.)

 


Trotz allerlei Geraschel und Gekrabbel im Zelt schlafe ich ausgezeichnet.



Auch er hat sich durch mein Geraschel und Gekrabbel offenbar nicht stören lassen.


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