Teil 7: Letzte Herbstsonne

Am nächsten Morgen schlafen wir erstmal aus – zumindest für unsere Verhältnisse. Die Pässe- und Kilometerfresserei der letzten beiden Tage steckt uns noch in den Knochen. Und da es im getäfelten und warmen Fremdenzimmer der Hofers ohnehin sehr kuschelig ist, beschließen wir, noch eine zweite Nacht im Sarntal zu bleiben. Daraus wiederum resultiert, dass wir heute nirgendwo ankommen müssen – außer unter den dicken Daunendecken unserer Betten. Und in denen liegen wir ja schon! Wieder eine Tagesetappe erfolgreich absolviert!

 


Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön!

 

Allzu viel Zeit dürfen wir uns mit dem Aufstehen allerdings nicht lassen, denn bei den Hofers ist ein Frühstück immernoch ein Frühstück und kein Spätstück. Zu Zeiten, bei denen sich in Berlin taumelnde Partyheimkehrer noch Köfte und Currywurst genehmigen, wir hier schon abgeräumt! Auslassen wollen wir das Frühstück auch nicht, denn das hat es bei den Hofers in sich – auch wenn es einfach aussieht.

 


Wieder mal alles regional: Verschiedene Käse und Schinken, selbstgemachte Marmelade, Honig, Kaffee mit warmer Milch und ein süßer Hefezopf. Das Brot ist von Frau Hofer selbst gebacken – mit Kümmel! Da ist das Brötchen keine Konkurrenz.

 

 

Nach dem Frühstück schmökern wir ein Bisschen im Denzel herum, haben dann aber keine rechte Lust, heute streckentechnisch ein großes Faß aufzumachen. Der Tag wird kurzerhand offiziell zum Ruhetag erklärt und soll der Regeneration dienen. Wir schnallen die Koffer ab und fahren ganz gemächlich nach Bozen, wo uns ein sonniger Herbsttag mit 25°C empfängt.

 

Dirk und ich parken die Motorräder und laufen zu Fuß durch die Innenstadt. Am Waltherplatz trinken wir mit Blick auf den gotischen Dom einen Capuccino. So ein Dach hatten wir früher als Küchenfußboden!

 


Dann wird ein Bisschen was fürs Abendessen eingekauft – gefolgt vom nächsten Kaffee.

 


Dolce Vita und so!

 

Nach dem dritten Kaffee schlendern Dirk und ich durch die Fußgängerzone und gehen alle 50m in einen Outdoorladen, wo die Sommerkollektion (Trekking) gerade Platz für die Wintermode (glänzende Michelin-Männchen-Daunenjacken) machen muss. Da es aber auch hier nichts anderes gibt, als daheim, machen wir kehrt und steuern den nächsten Supermarkt an, wo Dirk endlich eine schöne Espressokanne für seine Campingausstattung findet.

 


Teile der Innenstadt sind zeitweise übrigens nicht nur für stinkende Autos gesperrt, sonder auch für stinkende Krafträder: Zweitaktmaschinen müssen zur Rush-Hour draußen bleiben. Und das im Heimatland der Vespa. Umweltzone 3.0!

 

Am späten Nachmittag machen wir uns schließlich auf den Nachhauseweg. Im Sarntal fahren wir an einer lokalen Speck-Kooperative noch mal rechts ran und decken uns ein. Die Verkäuferin erzählt, dass der Südtiroler Speck zwar vor Ort hergestellt wird, die Schweine dafür aber größtenteils aus Deutschland kommen würden. Die örtlichen Bauern verwursten ihre eigenen Tiere, soweit überhaupt vorhanden, lieber selbst.

 


Vom Speck zu den Hofers

 

Zuhause angekommen zaubern Dirk und ich ein wunderbares Abendessen. Brot & Gorgonzola, Carpaccio, Salat und Caprese. Dazu Oliven. Herrlich!

Unten rechts übrigens mein Matrosenmesser für 9,95€ von Globetrotter. Kann ich vorbehaltlos empfehlen. Begleitet mich auf jeder Tour und hat 1000 Qualitäten.

 

 

Danach machen wir noch mal einen kleinen Spaziergang ins Dorf und „genießen“ zum letzten Mal italienisches Bier. Die Heimreise steht vor der Tür, in zwei Tagen muss ich wieder arbeiten. Wir lassen die vergangene Woche schon mal ein Bisschen Revue passieren und lachen über jede Etappe. Zum Abschied soll es morgen noch mal richtig schöne Pässe regnen: Pennser- und Timmelsjoch, Jaufenpass und Hahntennjoch. Vor allem aber steht der mit 2829m höchste asphaltierte Punkt der Alpen auf dem Programm: Die Ötztaler Gletscherstrasse. Und auf den Rosi-Mittermaier-Tunnel freue ich mich jetzt schon. Ohne Scheiss, der heißt wirklich so!

Ab dort geht es dann sprichwörtlich nur noch bergab. Wir freuen uns, dass bisher trotz allgemeiner Planlosigkeit  alles so wunderbar geklappt hat. Keine Panne, kein Schaden an Mensch oder Maschine.

Leider vergessen wir dabei allerdings, auf Holz zu klopfen…


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