Mit dem Entschluss zur Teilnahme an meinem ersten BMW-Treffen habe ich mich ziemlich schwer getan. Befürchtungen von biederen Damen und Herren mittleren Alters im einheitlichen Rukka-Partnerlook und gemeinsamen, rustikalen Abenden am Kamin geisterten in meinem Kopf herum und ließen mich sprichwörtlich bis zum letzten Tag der Anmeldefrist abwarten. Den Ausschlag gab am Ende ein kleines Vortreffen der Berliner und Leipziger F800GS-Fahrer, die sich allesamt als überaus sympathisch und unkonventionell erwiesen hatten. Ihnen schwebte, genau wie mir, vor Ort eine Unterbringung im Zelt vor, was meiner bisherigen Erfahrung nach durchaus als Marker für umgängliche und aufgeschlossene Individuen gelten kann. Von vielen wird das Camping ja fälschlicherweise als Ergebnis einer finanziellen Notwendigkeit angesehen. Meiner Meinung nach verhält sich das Zelten aber im Vergleich zum Fremdenzimmer in etwa so wie das Motorrad zum Auto: Pensionen sind bequemer, praktischer und lassen einem deutlich mehr Spielraum beim Gepäck. Aber eine Unterbringung im Freien lässt dich mit Mensch und Natur viel unmittelbarer in Kontakt treten…
Aber ich schweife ab!
Nachdem ich mich also zur Teilnahme durchgerungen und gemeinsam mit den anderen die immerhin 900km lange Anfahrt bewältigt hatte, entpuppten sich vor Ort aber auch die restlichen Teilnehmer als sehr angenehme Zeitgenossen. Knapp über 30 BMW-Twin-Fahrer und Fahrerinnen hatten sich im Südschwarzwald eingefunden. Bei zunächst ausgezeichnetem Endurowetter:
Da machen Grundsatzdiskussionen übers Zelten gleich doppelt so viel Spass!
Mein eilig errichtetes Zelt hielt. Und zwar nicht nur dicht, sondern auch am Hang, denn mit einem eben solchen musste die handvoll unerschrockener Camper Vorlieb nehmen. Aber was will man im bergigen Schwarzwald auch erwarten!
Wer konnte, versuchte einen Parkplatz in der Garage zu ergattern. Ob nun wegen des Wetters oder der Bebilderung sei mal dahingestellt.
Auch in den folgenden drei Tagen sollten GoreTex und silikonisierte Zeltplanen ihren großen Auftrtitt haben. Regen und Sonne wechselten sich in unregelmäßigen Abständen ab. Und so vertrieb man sich die Zeit mit kurzen Ausflügen ins traumhafte Umland, einer Werksführung bei Touratech oder kastenweise Tannenzäpfle am Abend. Eine geplante Pässetour in die nahe gelegene Schweiz – nach der ich mir schon wochenlang die Finger geleckt hatte – wurde aus Witterungsgründen abgesagt. Aber was soll man auch machen! Schneeraupe mieten?
In Zeiten der Not glänzen wir BMW-Fahrer mit unseren Kernkompetenzen – zum Beispiel Schwarzwälder Kirschtorte!
Zu den nicht zu leugnenden Vorteilen eines Motorradtreffens einer im allgemeinen kaufkräftigen Klientel zählt das Sponsoreninteresse. Von BMW selbst, über Wunderlich und Touratech bis zu Louis hatte etwa ein Dutzend Hersteller großzügig Artikel beigesteuert, die zugunsten des nächsten Treffens unter den Hammer kamen. Tankrucksäcke, Packtaschen, Lampenschutzgitter und Armaturen – sogar Bernd Tesch hatte ein Buch beigesteuert. Allerdings nicht ohne vorher seinem Ärger über die Spornsoringanfrage selbst Luft zu machen: Wenn es irgendeine Gruppe auf der Welt gäbe, die doch nun wirklich keine Spenden notwendig hätte, dann ja wohl BMW-Fahrer!
Manch einer musste nach vier ersteigerten Litern Liqui-Moly Motoröl gleich noch eine Gepäckrolle ergattern, damit der Krempel auch transportiert werden kann!
Auch das köstliche Spanferkel des Abschlussabends gehört im Markenvergleich eindeutig in die BMW-Kategorie. (Beim AT-Treffen kommt die Gulaschkanone)
Alles in allem war es eine wunderbare Zeit.
Scheiss aufs Wetter.
Auf die 900km Autobahnheimreise.
Auf das Zelt am Hang.
Auf die kaputte Lichtmaschine.
Vier Tage lang mit Gleichgesinnten nur über eine Sache reden: Unbezahlbar.
Vielen Dank allen Planern und Organisatoren aus dem 800GS-Forum. Habt tolle Arbeit geleistet!
Der Dank für die Fotos gilt Kieler, localhorst, M&N on Tour und Klaus!
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