Als Fahrvideos noch Limits hatten

Bin heute seit langem mal wieder über Claude Lelouchs C’était un rendez-vous gestolpert. Das ist immer noch ein wirklich sehenswerter Film, selbst in Zeiten, in denen jeder Knallkopf eine kleine Kamera am Helm hat, um damit seine mehr oder weniger talentierten Fahrkünste zu verewigen. Mich würde grundsätzlich mal interessieren, ob sich die Markteinführung von GoPro, Contour und Konsorten bei der Serverlast von YouTube und anderen Videoportalen bemerkbar gemacht hat. Das muss doch ein exorbitanter High-Definition-Datenmüll sein, der da verursacht wird. Da ist doch das Fotoalbum vom letzten Gardaseeausflug nix dagegen.

Ich schließe mich da auch gar nicht aus. Ich glaube, wir haben von der letzten Marokkotour 48 Gigabyte an Videos mitgebracht. Dass ich die nicht komplett hochgeladen habe, liegt vor allem auch daran, dass das für Aussenstehende nicht für 50 Pfennig interessant ist. Oder, um beim Thema zu bleiben, nicht für 50 Sekunden.

In der aktuellen Motorrad Abenteuer wurden eine Reihe von Helmkameras vorgestellt, und nur eine verfügt über eine so genannte Loop-Funktion. Das heißt, dass sie zwar permanent aufnimmt, aber das aufgezeichnete Material nach einer bestimmten Zeit wieder überschreibt. Wenn etwas interessantes passiert, oder die Strecke besonders schön ist, kann man ein Knöpfchen drücken, und dann bleibt dieses Stück erhalten. Gute Idee eigentlich. Kann aber, wie gesagt, nur eine von neun getesteten, und die kostet nicht ganz unerhebliche 600€.

Zurück zu C’était un rendez-vous: Das ist ein wunderbares Zeitdokument des frühmorgendlichen Paris von 1976, gefilmt von der Stoßstange eines Mercedes-Benz. Der Film wurde ohne Schnitt gedreht, weil Lelouch vom gerade abgedrehten Film Ein Hauch von Zärtlichkeit zahlreiche Filmrollen übrig hatte und sie nicht zurückgeben wollte. Man nutzte für die eigentliche Fahrt einen 450 SEL, weil dieser einen leistungsfähigen Antrieb mit der von Citroën entwickelten Hydropneumatik kombinierte, deren Federungseigenschaften die beinahe verwackelungsfreien Aufnahmen erst ermöglichte. Um mehr Dramatik zu erreichen, ließ Lelouch später einen Ferrari, der den gleichen Weg abfuhr, die Tonspur liefern. Gefahren wurde eine Strecke vom Boulevard périphérique bis rauf zum Sacré-Cœur. Weil in die 35mm-Kamera nur eine Filmrolle von 10 Minuten passte, musste sich der Fahrer ziemlich beeilen.

Leider so sehr, dass Lelouch nach der Premiere erst mal in Kittchen kam.


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Kommentare

3 Antworten zu „Als Fahrvideos noch Limits hatten“

  1. Avatar von Hockey McClusky
    Hockey McClusky

    sehr schön Freerk. Ein Klassiker sozusagen. Am Straßenrand steht alles aus den 7zigrn. R4, Ente, Simca 1301, Toyota Celica ST, Fiat 1100, R8,R9,Ford Taunus und wat weiss ich.

  2. Avatar von Freerk
    Freerk

    Stimmt, inklusive Käfer und DS. Und bei 5:48 läufst Du selbst durchs Bild, Hockey!

  3. Avatar von Hockey McClusky
    Hockey McClusky

    Voll das Rotlichtviertel. Stehen auch die besten Karren, bei 5:48.

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