Teil 8
Home Run

Zeitig geht es am nächsten Morgen raus aus den Federn, denn wir wollen nicht nur über den Stelvio, sondern gleich in einem Rutsch weiter bis nach Deutschland. Weniger als eine Stunde brauchen wir vom Campingplatz bis rauf aufs Joch, inklusive Wartezeit an den einspurig geführten Tunneln der Westrampe.

Es ist mal wieder ziemlich voll am Joch, genau wie bei meinem letzten Besuch. Wer die Straße für sich allein haben möchte, fährt am besten im Frühjahr. Ich bin Mitte April mal einer Schneeraupe bis ganz oben hinterher gefahren. Das war zwar schweinekalt, aber den Pass hatte ich für mich allein.

Diesmal jedenfalls werden wir abwechselnd von tief fliegenden Ungarn überholt und von soziusreisenden Pärchen ausgebremst.

Nichtsdestotrotz ist es oben dann wieder einmal unvergleichlich schön!

Sogar Serpentinenmuffel Mante ringt sich ein „Passfoto“ ab.

Auf der Passhöhe darf natürlich ein Würschtel mit Kraut im Brot nicht fehlen. Bei Bruno entscheiden sich Mante und ich für Hirschbratwurst im Kümmelbrötchen. Lecker!

 

Danach gehts wieder bergab über 48 Kehren Richtung Nordosten. Man kann über den Trubel am Stelvio sagen, was man will. Aber der ist halt trotzdem immer wieder schön. Seit Jahren puzzeln sie da an Mautplänen herum, bis jetzt ohne Umsetzung. Vielleicht wird es 2019 was. Gut, dass ich jetzt schon drei mal oben war. Wenn man sich mal überlegt; der Großglockner kostet 26€, das Timmelsjoch 14€. Ob hier am Stilfser Joch noch so viel los wäre, wenn es mautpflichtig wird? Wenn man sich Existenzen wie Bruno anguckt – die leben ja nicht von der Maut, sondern von den Leuten, die hier hoch kommen.

Die Strassenerhaltungskosten scheinen auch jetzt schon gedeckt zu sein. Im Frühling musste ein ganzer Abschnitt repariert werden, weil er abgerutscht war. Die Arbeiten gingen dann aber schnell vonstatten, weil die Strasse eben ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Das Joch wird dabei nicht nur im Sommer von Touristen tüchtig rangenommen, sondern auch im Winter von Lawinen, wie dieses Video zeigt.

Wir geben ordentlich Kniegas und nähern uns schnell wieder heimischen Gefilden. Kurz vor der Grenze gehen wir noch einmal einkaufen – zum einen das Abendessen, zum anderen Mitbringsel für Berlin. Für unseren Convenience-Frühstücker Klausi schieße ich ein Foto von einer Becher-Batterie kaltem Kaffee und schicke es ihm per Whatsapp. Wer weiß, wo der gerade steckt!

Danach geht es schnurstracks auf die Autobahn. Nach Hunderten Kilometern Schräglage auch mal nicht schlecht!

In München kommen wir auf dem Mittleren Ring in ein schlimmes Unwetter. Erst verdunkelt sich der Himmel, dann fliegen uns Blätter und Gestrüpp um die Helme. Als es dann schließlich wie aus Eimern beginnt zu schiffen, steuern wir die nächste Brücke an, Bikers best friend in allen Lebenslagen.

In Regenklamotten fahren wir weiter bis Ingolstadt, dort ist es endlich trocken. Wir beziehen Lager auf einem beliebigen Campingplatz, den wir am Handy rausgesucht hatten.

Mante freut sich auf seine Chips (links), ich mich auf ein kaltes Bier aus dem Rezeptionskühlschrank (rechts). Als die Zelte stehen, braten wir uns Burger (lecker).

Morgen trete ich die Heimreise an, übermorgen soll ich wieder im Berliner Büro sitzen. Mehr als 3000 Kilometer werden dann auf dem Zähler stehen. Mante hat noch ein paar Tage frei und will einen kleinen Schlenker fahren.

Auch wenn die letzten Hundert Kilometer morgen sicher richtig nass werden, kann ich mich an wenige Touren erinnern, bei denen ich in den Alpen so ein Glück mit dem Wetter hatte. Das Jahr 2018 wird uns allen diesbezüglich wohl noch lang in Erinnerung bleiben.

Aber nicht nur deswegen waren die vergangenen Tage toll. Die Stella war – vom Morast einmal abgesehen – eine wirklich neue Erfahrung, allen voran die gewaltige Natur, in die man dort eintauchen konnte. Jedem, der noch nicht dort war, und der halbwegs schmutzfest ist, kann ich das nur empfehlen. Der Schotterweg nach oben dürfte für niemanden ein Problem sein. Nur gegen schwarze Popel darf man nichts haben 😉

Schade, dass es nicht noch mehr Treffen dieser Art gibt. Oder weiß noch jemand was? Immer raus damit! Wir kommen vorbei!

 

– ENDE –

 


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Kommentare

Eine Antwort zu „Teil 8
Home Run“

  1. Avatar von manteor
    manteor

    Man munkelt in polen treffen sich immer ein paar (2) biker und campen dort wild und abenteuerlich!

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