Zwei Zelte und ein Tarp

Moderne Materialien haben die Art und Weise, wie Menschen in der Natur übernachten, in der vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Die Kunststoffe und Legierungen, aus denen heute Zelte, Jacken und Equipment hergestellt werden, sind leichter und stabiler geworden. Und auch beim Packmaß sind GoreTex, Ripstop, Alu & Co den alten Baumwollzelten und Gummi-Luftmatratzen überlegen. Allein bei der Lebensdauer können die früheren Materialien vermutlich einen Punkt für sich verbuchen.

So sehr, wie sich die Wahl der Werkstoffe für Outdoor-Equipment verändert hat – so sehr scheint doch das Erscheinungsbild eines Lagers im Feld über die Jahre dasselbe geblieben zu sein. Dieses Foto zum Beispiel zeigt meine Großeltern in den 50er Jahren auf einem Campingplatz an der Isar.

Mein Vater sitzt bei meinem Opa auf dem Schoß. Im Hintergrund ein Mercedes 170 S, der Familie und Material aus dem Norden nach Oberbayern gebracht hat. Die Rücksitze waren ausgebaut, die Kinder saßen auf dem Gepäck. Zelte, Tarp, Tische, Stühle – alles dabei. Und augenscheinlich auch noch ein paar familienfreundliche Riesentöpfe unter dem Tisch.

Das nächste Foto ist fast 70 Jahre später aufgenommen. Es zeigt ein durchaus vergleichbares Setup, auf Mantes und meiner Polen-Tour im Herbst. Der Unterschied ist der, dass mein Zelt (rechte Seite) 1875g wiegt und nicht mal einen halben Seitenkoffer füllt. Rücksitze muss ich daher glücklicherweise nicht ausbauen.

Zu einem motorradfreundlichen Packmaß trägt natürlich ebenfalls bei, dass auch andere Ausrüstungsgegenstände deutlich schmaler geworden sind, etwa die Bestuhlung. Dabei muss es längst nicht mehr das teure Original von Helinox sein. Mein Faltstuhl kommt von Lidl.

Was am Ende beim Camping aber wirklich zählt (wie auf diesem Foto vom stillen Achim auf unserer Marokko-Tour) ist nicht das Material, dass man mitbringt. Sondern die Natur selbst, und wie man ein Teil von ihr wird.

Das gilt selbst für so unwirtliche Orte wie die Sahara oder hier die Dades-Schlucht.

Denn wenn dich zum Beispiel ein Hirte fragt, ob du eine Nacht in seinem löchrigen Wollzelt verbringen möchtest, dann ist das Tausend mal geiler, als hinter einer modernen PVC-Schicht. Auch wenn dir nachts die Hirschkäfer übers Gesicht laufen.


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Kommentare

2 Antworten zu „Zwei Zelte und ein Tarp“

  1. Avatar von omarikke

    von a bis zett ganz nach meinem geschmack der beitrag.
    manje.

  2. Avatar von Panje
    Panje

    Und das Eltern-Zelt von Klepper hatte ein sebstgenähtes Nessel-überdach, das Kinderzelt (3 Jungs) bekam erst ein Jahr später eins. Und der Rasierspiegel hägt am Kinderzelt.
    Der auf dem Schoß sitzt.

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