Teil 2
5000mm Wassersäule

Drei Tage vor dem mit Behrang und Sebastian vereinbarten Termin in Wien fahre ich in Berlin los. Das ist für eine Strecke von knapp 700km zugegebenermaßen sehr großzügig. Aber ich plane, die ersten beiden Tage auf einem BMW-Treffen in Tschechien zu verbringen, um dann von dort weiter bis nach Wien zu fahren.

Bei bedecktem Himmel gestaltet sich die Anfahrt, gemeinsam mit einigen gleichgesinnten Berliner 800GS-Fahrern, zunächst noch recht angenehm. An der Deutsch-Tschechischen Grenze bahnt sich dann aber die für den weiteren Verlauf des Wochenendes vorhaltende Wetterlage ihren Weg: Regen, Regen und nochmals Regen. In Nieselform, als anhaltender Starkregen, oder auch als Wolkenbruch.

Für das BMW-Treffen bedeutet dies, dass die meisten Ausflüge sprichwörtlich ins Wasser fallen. Statt in der Sächsischen Schweiz oder dem Erzgebirge verbringen wir die meiste Zeit in einer dem Campingplatz angeschlossenen, kleinen Kneipe. Bereits am Ende des ersten Abends sind zwei der dort am Zapfhahn verfügbaren fünf Biersorten ausverkauft, und man steigt auf vom Wirt munter angepriesene Titel wie „Rote Bier“ oder „Rauchige Bier“ um. Ich weiß bis heute nicht, ob derlei Sorten dort wirklich standardmäßig vorrätig sind, oder ob der Kneipier auf diesem Wege lediglich die Chance ergriffen hat, ein Konvolut von Fehlkäufen kostengünstig zu „verklappen“.

Milde gestimmt wird das Publikum zudem durch eine einfache aber gute Küche. Knoblauchsuppe, Germknödel mit Pflaumenmuß & Schmand sowie Gulasch & „Bähmische Knehdl“ halten die Moral im erträglichen Rahmen.

Während die meisten Teilnehmer des Treffens angesichts anhaltenden Regens auf eine Unterbringung im Hotel oder kleine Camping-Hütten ausweichen, nutze ich die Gelegenheit, mein neu erstandenes Zelt auf Herz, Nieren und vor allem Dichtigkeit zu prüfen. Annähernd zwei Tagen und zwei Nächten Dauerregen hält es problemlos Stand.

Am dritten Tag breche ich gemeinsam mit drei weiteren Fahrern Richtung Südosten auf. Es regnet weiter ohne Unterlass. An einer tschechischen Raststätte gibt uns eine hilfsbereite Kellnerin ein paar Mülltüten, um diese über ein paar frische, trockene Socken und unter unsere bereits völlig durchnässten Stiefel zu ziehen. Luz von Getting-Lost.de hat ein kleines Video vom Treffen zusammengeschnitten, in dem man ein Bisschen sieht, um welche Mengen Regen es hier geht.

Auf ihrer Anfahrt aus dem Westen plagen sich unterdessen auch Behrang und Sebastian immer wieder mit dem Wetter herum. Ihr mitgeführtes Equipment zeigt sich dem Dauerregen schon bald nicht mehr gewachsen, sodass bei einer Outdoor-Kette auf dem Weg zusätzliche Schutzkleidung besorgt wird.

Statt die Laune allerdings mit Böhmischen Spezialitäten zu verbessern, greifen die beiden auf Deutsche Dosenkost zurück.

Am frühen Sonntagabend des 2.Juni 2013 ist schließlich die erste von drei Anreisegruppen vereint. Die Freunde ist groß, Behrang, Sebastian und ich treffen uns bei einem Freund in Wien, parken die Motorräder auf dem Hof, hängen unsere nassen Klamotten auf und schlafen einen gerechten und vor allem trockenen Schlaf. Ob wir es morgen schon bis Rumänien schaffen?

Die Etappe: 435km
Autobahnfahren im Starkregen gehört zu den weniger erquicklichen Seiten des Motorradfahrens. Zwischenzeitig war die Sicht so schlecht, dass wir uns von Rastplatz zu Rastplatz gehangelt haben, um Pausen zu machen. Ab Brno war es zum Glück trocken.


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